Nationales Denkmal und Museum der Reismühle von San Sabba

Civico Museo
della Risiera di San Sabba
Monumento Nazionale

Via Giovanni Palatucci 5
34148 Trieste
Tel. +39 040 826202
risierasansabba@comune.trieste.it

Nach dem 8. September 1943, als Triest in die Operationszone Adriatisches Küstenland – OZAK eingegliedert wurde, begann die tragischste Zeit der jüngeren Geschichte. Einige Gebäude, die einmal für die Schälung des Reises benutzt wurden (die Reismühle von San Sabba, Risiera von San Sabba auf Italienisch) wurden als Polizeihaftlager, Folter- und Verteilungszentrum genutzt. Hier wurden die Juden inhaftiert, die zur Deportation nach Auschwitz und anderen Vernichtungslagern bestimmt waren, sowie politische Gegner verschiedener Nationalitäten, von denen viele im Konzentrationslager getötet wurden. Genau aus diesem Grund war die Risiera das einzige NS-Lager in Italien, das von 1944 bis zum Ende des Krieges ein Krematorium in Betrieb hatte. Nach dem Krieg, ab den fünfziger Jahren, wurden einige Gebäude der Risiera als Flüchtlingslager genutzt. 1965 wurde die Risiera di San Sabba durch Verordnung des Präsidenten der Italienischen Republik zum Nationaldenkmal erklärt. Das Nationaldenkmal erhielt sein heutiges Aussehen durch die Intervention des Architekten Romano Boico im Jahr 1975. Im multimedialen Museum, das 2016 eröffnet wurde, kann man Filme, Fotos und verschiedene Funde wie Projekte, Texte und Objekte, die von ehemaligen Deportierten geschenkt wurden, sehen.

Wie viele Häftlinge durch das Polizeihaftlager der Risiera tatsächlich durchgingen und wie viele Opfer es waren, lässt sich nach heutigem Stand der Geschichtsforschung nicht genau abschätzen. Im Prozess im Jahr 1976 wurden »nicht weniger als 2.000 Opfer« vermutet, aber einige Historiker geben eine höhere Zahl an, zwischen 4.000 und 5.000. Der Journalist der slowenischen Zeitung Primorski Dnevnik Albin Bubni präsentierte den Richtern beim Prozess eine Teilliste von 317 Namen von Menschen, die in der Risiera umgebracht wurden, die nun auf 349 erhöht werden kann. Die Opfer waren meist Mitglieder der Widerstandsbewegung (Italiener, Slowenen und Kroaten), Geiseln, die während der Razzien festgenommen wurden, oder Zivilisten, die wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit den Partisanen verhaftet wurden. Viele wurden aus den städtischen Gefängnissen in der via del Coroneo oder vom Hauptsitz der Gestapo und SIPO-SD (Sicherheitspolizei – Sicherheitsdienst) zum Oberdank-Platz gebracht. Viele von ihnen kamen direkt von den Orten, an denen sie gefangen genommen worden waren.

Celle

Die SS und die ukrainischen Soldaten zu ihren Diensten waren für die Tötung der Gefangenen verantwortlich. Sie töteten die Menschen durch Erhängen, Erschießung, Vergasung und Knüppelschläge an den Kopf. Die Hinrichtungen fanden in der Regel nachts statt. Die Zeugenaussagen im Prozess zeigten, dass die SS-Hunde anstachelten und laute Musik im ganzen Lager spielen ließen, um die Schreie der Gefangenen zu überdecken. Es steht fest, dass etwa 25 Juden im Lager getötet wurden, weil sie als nicht deportationsfähig galten oder weil ihnen vorgeworfen wurde, gegen die Vorschriften verstoßen zu haben. Am 13. September 1943 ernannte Heinrich Himmler den SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei, Odilo Globocnik, zum Verantwortlichen für den Polizeiund Sicherheitsapparat der Adriaküste. Zuvor war Odilo Globocnik, immer auf Antrag von Himmler, Leiter der Aktion Reinhard gewesen, das Projekt der systematischen Massenvernichtung der Juden (ca. 1.700.000 Menschen) des Generalgouvernements.

Der SS-Offizier ließ einen großen Teil der Mitarbeiter, die mit ihm in Polen gearbeitet hatten, einschließlich der Männer der Aktion Reinhard (auch Einsatzkommando Reinhard gemeint) in das Gebiet versetzen. Sie standen zuerst unter dem Befehl von Christian Wirth und dann unter August Dietrich Allers.

Der Hauptkern dieser Einheit, bestehend aus etwa 90 SS-Mitgliedern und einer Gruppe ukrainischer Mitarbeiter, hatte auch an der Operation »Euthanasie« teilgenommen (diese Operation wurde auch T4 genannt, die von 1939 bis 1941 die Vernichtung der behinderten und psychisch kranken Deutschen und Österreicher eingeleitet hatte). Später, zwischen 1942 und 1943, hielten viele von ihnen verschiedene Positionen in den Vernichtungslagern in Polen (Belzec, Sobibor, Treblinka) innen.

Der Raum der Mikrozellen ist der Ort, der innerhalb des Nationaldenkmals mehr als jeder andere sein Aussehen, wie es zur Zeit des Lagers erschien, bewahrt hat. Im Saal des alten Gebäudes bauten die Nazis 17 Mikrozellen, die eine Art Gefängnis im Inneren des Lagers selbst bildeten. Hier wurden vor allem politische Gegner und Mitglieder des lokalen Widerstandes inhaftiert, aber auch Juden und Zivilisten, die bei Polizeieinsätzen verhaftet wurden. Für viele waren die Zellen die Vorkammer des Todes, für andere ein Durchgang vor der Deportation. Aus den bei dem Prozess gesammelten Zeugenaussagen wurden in den einzelnen Zellen (1,20 m breit, 2 m lang und 2 m hoch) bis zu 6 Gefangene eingesperrt: einige für Tage, andere für Monate. Über die Verwendung der ersten beiden Zellen sind die Hypothesen unterschiedlich: Bereich für Folter und/oder Deportation.

Im Innenhof, in dem sich heute eine Metallskulptur und eine große Stahlplatte befinden, befanden sich zur Zeit des Lagers der Schornstein und zwei Gebäude, der ehemalige Maschinenraum und der ehemalige Kesselraum, in denen die Morde stattfanden und wo sich das Krematorium befand, das zur Verbrennung der Leichen der getöteten Gefangenen diente. In Bezug auf Standort und Betrieb des Krematoriums sind die Zeugenaussagen, die von den Nazis nach dem Krieg abgegeben wurden, widersprüchlich. Einige sprachen von der Verwendung eines Gitters am Fuße des Schornsteins und von der Schaffung eines neuen Systems innerhalb eines Gebäudes in der Mitte des Platzes (nach dem Entwurf von Erwin Lambert, einem Mitglied des Einsatzkommandos ReinhardtEKR, der bereits Krematorien in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern in Polen gebaut hatte).

Der Prozess wegen der an der Risiera di San Sabba begangenen Verbrechen fand vom 16. Februar bis zum 28. April 1976 im Schwurgericht von Triest am Ende eines langen und schmerzhaften Gerichtsverfahrens statt, das dreißig Jahre zuvor begonnen hatte. Gegenstand der Verhandlung, an der mehr als 174 Zeugen teilnahmen, war die kriminelle Aktivität der Mitglieder des Einsatzkommandos Reinhardt (EKR). Zwei Offiziere dieser Einheit wurden für »fortgesetzten mehrfach erschwerten Mehrfachmord«, für die Tötung einer unbestimmten, aber beträchtlichen Anzahl von Menschen, beschuldigt: August Dietrich Allers (gestorben im Laufe des langen Gerichtsverfahrens) und Josef Oberhauser (nicht erscheinend). Der Prozess endete am 29. April 1976 mit der lebenslangen Freiheitsstrafe für Josef Oberhauser, der seine Strafe nie verbüßte, weil die deutschen Behörden ihn aufgrund einer bilateralen Vereinbarung von 1942 nicht an die italienischen Behörden ausliefern mussten.

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